Wie könnte meine Geige schöner klingen? Hand aufs Herz – auch dich beschäftigt manchmal diese Frage. Und wenn es am Instrument liegt, befriedigt leider nicht mal eine ausgereifte Spieltechnik und viel üben. Doch es gibt eine Art Wellness-Treatment für Streichinstrumente, nach dem sie um Klassen besser klingen. Du erfährst hier von Jens Roßbach und Martin Horvat, zwei – in meinen Augen absolut genialen – Experten der Extraklasse, was den Klang der Violine und Viola ausmacht und wie eine Klangeinstellung dein Leben als SpielerIn schöner macht.
Wovon klingt eine Geige gut oder schlecht?
Nicht nur der Korpus des Instrumentes entscheidet über die Qualität seines Klanges, sondern auch die vielen Einzelteile, Obersattel, Untersattel, Wirbel, Hals, Griffbrett, Steg, Saitenhalter, Endknopf, Stimmstock, Bassbalken, Saiten etc… Ein komplexes Zusammenspiel und Abhängigkeitsverhältnis dieser vielen Bauteile bestimmen seinen Klang. Der Bogen und die Art ihn zu führen haben auch Einfluss auf den Klang.
Woran merkt man, wenn das Zusammenspiel zwischen diesen Bausteinen nicht passt?
Wenn das Zusammenspiel nicht klappt, haben MusikerInnen oft das Gefühl, dass das eigene Instrument – auch wenn es von hoher Qualität ist – nicht sein volles Potential auszudrücken vermag. Oder man fühlt sich in den eigenen Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt, ohne dass man sich der eigentlichen Ursachen bewusst ist.
Der Geiger merkt beim Üben schon, dass der Klang schrill, nicht warm oder nicht stark genug ist. Statt auf der Geige zu spielen, wird daran gearbeitet oder dagegen gekämpft.
Was sind die häufigsten Symptome von schlechtem Zusammenspiel?
Ganz häufig ist das Pfeifen, Klirren und Wolfstöne – also Noten, die nicht richtig ansprechen und/oder „bullern“, d.h. dumpf und in kurzen Abständen unterbrochen klingen.
Oft rutscht der Bogen über die Saiten obwohl Behaarung und Kolophonium in Ordnung sind.
Unausgeglichenes Verhalten der Saiten: z.B. beim Saitenwechsel ändert sich die Klangfarbe. Eine Saite spricht schlechter an als die anderen oder sticht gegenüber den anderen besonders hervor.
Man hat den Eindruck, dass das klangliche Resultat nicht der Energie entspricht, die man dem Instrument beim Spielen vermittelt.
Man hat das Gefühl, sich unverhältnismäßig abmühen zu müssen damit das, was man klanglich erreichen möchte, wirklich hörbar wird. Trotz grosser Anstrengung bleibt das klangliche Resultat unbefriedigend.
Man hört in einem schnellen Lauf die einzelnen Töne nicht gut. Es klingt verwischt, obwohl die Finger gut artikulieren.
Man fühlt sich als Spieler trotz intensiven Übens durch sein Instrument eingeschränkt. Das kann auch zu einem Grund dafür werden, dass man sich in wichtigen Situationen wie Wettbewerben und Probespielen trotz exzellenter Vorbereitung nicht durchsetzen kann.
Genau dafür bietet ihr (Martin Horvat und Jens Roßbach) Lösungen an. Euer einzigartiger Service heisst „Take your instrument to its own nature“. Könnt ihr erzählen, woraus er besteht?
Wir suchen für die Instrumente die dafür passende Klangeinstellung. Es ist möglich, das versteckte Potential in Instrumenten “aufzuspüren” und durch gezielte Maßnahmen zu befreien. Dabei können wir auf persönliche Erwartungen der MusikerInnen in Bezug auf ihr Instrument eingehen.
Bei einer an sich richtigen Einstellung ist es zum Beispiel schon passiert, dass dem Musiker der Klang am Ohr zu kräftig war oder die Ansprache im pianissimo nicht leicht genug. Daran kann dann im Rahmen einer Feineinstellung noch gearbeitet werden.
Geiger, Bratschist und Klangexperte Jens Roßbach
Wir verbinden unsere in langjähriger Erfahrung gereiften Kompetenzen in diesem Service, das MusikerInnen dazu verhilft, die Möglichkeiten ihres Instrumentes voll ausschöpfen zu können. Durch gezielte Maßnahmen an Set-up und Klangeinstellung wird erreicht, dass die Klangentstehung durch möglichst optimale Energieübertragung zustande kommt.
Als Musiker und Klangexperte ist Jens dabei u.a. für eine klangliche „Diagnose“, Besaitung, Wahl und Position des Saitenhalters zuständig. Er geht also mehr vom Klang aus, während Martin das Ganze mehr vom Resonanz-Gesichtspunkt aus angeht, d. h. von dem, was im und mit dem Geigenkorpus während der Klangerzeugung passiert. Da geht es dann z.B. um Fragen des richtigen Saitendruckes, den Stimmstock, den Steg etc.
Es gibt eine Menge Vorurteile, manche von ihnen wurden schon über Generationen weitergegeben, die die Wahrnehmungen des Musikers in emotionaler Weise stark beeinflussen können. Eine gründliche Betrachtung hat dazu geführt, solche Vorurteile zu hinterfragen und in einzelnen Fällen sogar das Gegenteil davon als sachlich richtig zu erkennen.
Ein Vorurteil z.B., dass sogar viele Geigenbauer heute noch vermitteln, ist, dass Maßnahmen, die einen Wolfston (den „bullernden“ Ton, siehe oben) besser spielbar machen, mit einer Verschlechterung des Klanges einhergingen. Wir haben sehr oft das Gegenteil festgestellt und durch die richtigen Eingriffe sogar eine Verbesserung des Klanges bei gleichzeitiger Eindämmung des Wolftones erzielt.
Was macht ihr bei einer Klangeinstellung genau?
Die Eingriffe am Instrument sind meistens nicht invasiv und daher reversibel. Wir gehen Schritt für Schritt vor, sodass wir nach jeder Veränderung am Set-Up die Wirkungen auf den Klang und die Spielbarkeit genau beobachten können. Es fängt z.B. oft mit einer neuen Besaitung unter Verwendung eines neuen Saitentyps an, Veränderung der Stimmstock– oder Stegposition.
Geigenbaumeister Martin Horvat
Wie verschönert eine gute Klangeinstellung das Leben der MusikerInnen?
Es erspart einem einige Probleme und ermöglicht, wieder wörtlich spielen zu können, statt nach Lösungen zu suchen.
Schmerzen im Schulter-, Nacken- und Rückenbereich, die eindeutig mit dem Geigenspiel zusammenhängen, werden dadurch vorgebeugt.
Unnötige, zu frühe Ermüdung wird erspart. Wenn Violinen nicht optimal eingestellt sind, werden MusikerInnen durch die körperliche Anstrengung deutlich schneller müde.
Ein Instrument mit ungünstiger oder gar fehlender Klangeinstellung wirkt aber auf psychischer Ebene am stärksten. Die Frustration, die Unzufriedenheit beim Üben ist eine große Freudenblockade und bremst jeden Fortschritt sehr stark. Ganz egal, auf welchem Niveau oder wie alt man ist.
Wir hatten eine Kundin mit einer guten modernen Geige eines sehr bekannten Erbauers. Das Instrument hatte vier starke Wolfstöne auf der G, D – und A-Saite und die Musikerin hatte neben dem Erbauer schon viele andere Geigenbauer in ganz Europa besucht, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Da die Geige an sich sehr gut klang, wurde sie letztlich meist aufgefordert, das Problem zu akzeptieren, da nach Meinung vieler eine Behebung des Wolfstones den Klang verschlechtern würde. Sie war letztlich nervlich völlig am Ende und nicht mehr in der Lage, berufliche Herausforderungen adäquat anzugehen und zu meistern, da sie nur mehr mit ihrer Geige beschäftigt war.
Wir haben uns diese Geige angeschaut und sehr schnell grundsätzliche Fehler in der Einstellung feststellen können. Schritt für Schritt haben wir uns dann einer stimmigen Klangeinstellung angenähert- dazu gehörte in diesem Fall u.a. eine neue Besaitung und eine leichte Veränderung des Halswinkels, durch die auch ein neuer Steg nötig wurde.
Diese Eingriffe haben nicht nur bewirkt, dass von den 4 Wolfstönen nur einer im Normalbereich liegender, spielbarer C-Wolf auf der G-Saite übrigblieb, sondern dass auch insgesamt das klangliche Potential dieser Geige besser zur Geltung kam. Wir freuen uns, dass diese Musikerin berichtet, jetzt endlich wieder unbeschwert musizieren und sich auf ihre Tätigkeit konzentrieren zu können.
„Die Klangeinstellung hat sich so ausgezahlt! Vorher hatte ich das Gefühl, dass ich noch nicht den ganzen vollen Klang aus meiner Geige herausholen konnte – den Grund konnte ich selbst aber nicht herausfinden. Als Jens meine Geige genau unter die Lupe nahm, hatte ich gleich das Gefühl, sie ist in guten Händen. Und so war’s auch: Mit den perfekten Saiten, abgestimmt auf meine Geige, und ein paar anderen Verbesserungen, wurde der Klang noch viel schöner, ausgeglichener und ich habe noch mehr Freude, mit meinem Instrument täglich intensiv zu arbeiten!“
Ines Rettensteiner, Kundin
Kann man sich auch bei richtig hochpreisigen Instrumenten wegen des Klangs so frustriert fühlen?
Man kann sich über die eigene Unzufriedenheit hinwegtäuschen, z.B. weil das eigene Instrument einen bedeutenden Namen trägt und deshalb ja ganz in Ordnung sein “muss”. Selbst ein Instrument, dass schon sehr gut klingt, kann sehr oft in Wirklichkeit noch besser klingen und vor allem noch besser mit dem Spieler harmonieren als er es schon gewohnt ist.
Wir hatten einen jungen Kunden der ein sehr teures altes Instrument eines sehr berühmten Geigenbauers brachte. Das Instrument war weit von seinem wirklichen Potential entfernt und der Musiker wurde von Lehrern und Kollegen immer wieder darauf hingewiesen, dass das Instrument trotz seines grossen Namens eigentlich nicht entsprechend gut klinge, weshalb er letztlich ziemlich besorgt war.
Auch hier gelang es, das wahre Potential des Instrumentes voll zur Entfaltung zu bringen. Das Instrument klang letztlich so intensiv, obertonreich und kräftig, dass eine eigens für das tägliche Üben geeignete, etwas zartere Einstellung gemacht werden musste.
Können MusikerInnen etwas alleine unternehmen um den Klang der Geige zu verbessern?
Das ohne entsprechende Vorbereitung zu versuchen, ist an sich nicht ratsam. Es gibt aber einige Handgriffe, wie z.B. das Geraderichten des Steges, die MusikerInnen unbedingt lernen sollten.
Kann mit einer guten Klangeinstellung jede Geige einen besseren Klang bekommen?
Natürlich gibt es auch Instrumente, deren Potential durch ihre Bauweise eingeschränkt ist. Aber meistens lassen sich durch gezielte Eingriffe am Set-up Verbesserungen erzielen. Vom Spielgefühl bis hin zur klanglichen Wirkung auf den Hörer im Saal sind sie deutlich wahrnehmbar und sie heben das Instrument qualitativ auf ein höheres Niveau.
Man sollte deshalb vorsichtig sein, die störenden Wahrnehmungen als eine unveränderbare Eigenschaft des Instrumentes anzusehen. In allen erwähnten Fällen kann eine mitunter sogar als drastisch erlebbare Veränderung bewirkt werden.
Was muss man für eine Einstellung investieren?
Die Kosten hängen auch vom Wert des Instrumentes ab. Eine erste Diagnose wird kostenlos gemacht, sodass sich der Musiker im Vorfeld ein Bild über notwendige Maßnahmen und Kosten machen kann. Grundsätzlich waren unsere Kunden aber diesbezüglich durchwegs angenehm überrascht.
Macht ihr die Klangeinstellung eigentlich auch bei Bratschen und bei Kinderinstrumenten?
Ja, beides ist ohne weiteres möglich. Wir arbeiten auch schon daran, das Service auf Celli auszuweiten. In Kürze wird es soweit sein.
Take your violin to its own nature!
Kontakt und Anfragen hier.
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