Nervt es dich, wenn Terzen beim Geigenspiel unsauber sind? Möchtest du eine gute Intonation erreichen? Das wundert mich nicht. In den letzten Jahren war das oft ein Thema im persönlichen Unterricht mit meinen SchülerInnen. Mir sind dabei einige ungünstige Übegewohnheiten, die sich bei vielen wiederholen, aufgefallen. Wie du sie durch produktivere ersetzt und deine Terzstellen souverän meisterst, habe ich hier zusammengefasst.
Don´ts
1. Losspielen ohne zu wissen, welche Intervalle vorkommen
Eine Stelle mit Terzen wie diese hier kannst du auf zwei Arten auffassen und üben. Entweder denkst du vertikal, dann siehst du hier eine Folge von Terzen. (C-E, D-F, E-G usw…)
Oder du denkst horizontal und fasst die Stelle als eine Unterstimme und eine Oberstimme auf, die eben unterschiedliche Starttöne haben und gleichzeitig erklingen. Unten eine C-Dur Tonleiter vom C weg, oben eine C-Dur Tonleiter vom E weg.
Unterstimme
Oberstimme
Um auf der Geige oder Bratsche sicher und sauber Terzen zu spielen, ist es sehr ratsam, die Intervalle zu klären. Diese gibt es gleichzeitig in zwei Ebenen.
Die vertikalen Intervalle sind diejenige, die bei den Doppelgriffen tatsächlich erklingen, also die kleinen oder grossen Terzen. Die horizontalen Intervalle sind die Schritte, die die zwei horizontalen Stimmen machen.
Im obigen Beispiel besteht die Unterstimme im 1. Takt aus den Tönen C D E F G A H. Vom Startton C weg macht man folgende Schritte:
Ganzton-Ganzton-Halbton-Ganzton-Ganzton-Ganzton-Halbton.
Tipp: Um die klingenden Terzen sauber hinzukriegen sollst du unbedingt auch an der Präzision dieser horizontalen Schritte arbeiten.
2. Immer in Terzen üben
Wenn du den vorigen Punkt verstanden hast, ist der nächste Schritt auch klar. Statt immer nur in Terzen, zweistimmig zu üben, putze mal die horizontalen Bausteine so einer Terzenstelle aus.
Tipp: Übe dazu zuerst die zwei horizontalen Stimmen separat, jeweils als eine einzige Stimme. Hinauf, wie es in den Noten steht, gerne aber auch rückwärts gespielt. Hier liest du die Noten einfach von rechts nach links und spielst deine Terzen genau mit dem gleichen Fingersatz wie hinauf.
3. Beide Stimmen gleichzeitig korrigieren
Wenn deine Terzen unsauber sind, sollst du unbedingt vermeiden, die Finger der beiden Stimmen hin und her zu schieben, weil es ohne einen klaren Orientierungspunkt nicht hilft. Viel effektiver ist es, mit den zwei Stimmen unterschiedlich umzugehen.
Normalerweise führt die Unterstimme und die Oberstimme wird daran angepasst.
Wie sieht es aus?
- Zuerst als einstimmige Melodie der tieferen Stimme ausstimmen, absichern. Dabei wirst du natürlich hauptsächlich den 3. und 4. Finger verwenden, weil die andernen zwei Finger ja für die Oberstimme gebraucht werden.
- Wenn das sauber ist, kann die Oberstimme dazukommen. Spiel jeweils eine Terz lange an, wenn nötig, mit mehreren Bogenwechseln.
Tipp: Du kannst z.B. die ersten Terz des Beispiels (C-E) ausstimmen:
- Lass den 3. Finger (C) bewusst an der Stelle am Griffbrett, er ist ja schon ausgestimmt worden. Verändere bewusst und kontrolliert nur die Stellung des 1. Fingers (E). Jetzt, wo du einen guten Augangspunkt hast, kannst du den höheren Ton auch viel schneller ausstimmen.
- Wenn diese erste Terz gut intoniert klingt, kannst du zur zweiten Terz weitergehen. Hier lässt du den 4. Finger stabil und veränderst nur die Stellung des 2. Fingers. Und so weiter.
4. Mit dem höheren Finger die höhere Saite berühren
Als Klassiker gilt hier der 4. Finger auf der tieferen Saite, der bei einem Terzgriff die höhere Saite berührt und sie dabei beim freien Schwingen blockiert. Das führt zu unerwünschten Geräuschen. Der Grund ist dafür ganz oft ein zu flacher Winkel des 4. Fingers zum Griffbrett.
Tipp: Hier hilft es am meisten, den linken Ellenbogen nach rechts zu heben. Dadurch steht der 4. Finger steiler und wird runder. Die höhere Saite kann darunter wie ein Zug im Tunnel durchlaufen.
5. Zu schnell üben
Weil beim Doppelgriffspiel mehr auf einmal passiert als sonst, brauchen die Ohren und der Kopf etwas mehr Zeit beim Üben um herauszuhören, wo genau die Probleme liegen, um sie später lösen zu können. Terzen in einem zu flotten Tempo zu üben, wenn es noch Klang- oder Intonationsprobleme gibt, bringt also nicht sehr viel. Nachher kannst du natürlich Gas geben!
Tipp: Und woher weisst du, ob du zu schnell übst? Ganz einfach: wenn du z.B. die obige Beispielstelle durchgespielt hast und nachher nicht genau sagen kannst, welche Terzen nicht gestimmt haben. Weil du dich nicht erinnerst oder weil es dir nicht aufgefallen ist. Dann musst du es nun mal etwas langsamer angehen, bis du das, was du tust, wirklich wahrnehmen und beschreiben kannst.
Hier liest du über die 5 häufigsten Übefehler und wie du sie vermeidest.
Dos:
1. Finger liegen lassen, wo es geht
Den Finger nach dem Aufsatz auf der Saite liegen zu lassen spart Kraft in der Hand, Gedanken und macht dein Doppelgriffspiel organisierter. In solchen aufsteigenden Terztonleitern kann der 1. und der 3. Finger auf einem Saitenpaar immer liegen bleiben.
2. Die Hand stabil halten
Such grundsätzlich eine stabile Position für deine linke Hand. Wenn du in der gleichen Lage einen Griffwechsel machst (von 3-1. auf 4-2. Finger oder andersrum), soll in der Stellung des linken Arms und Handgelenks nichts verändert werden. Nur in wenigen Fällen ist ein „Herumwurschteln“ in der linken Hand hilfreich.
3. Auch auf den Bogen achten
Weil Doppelgriffe vor allem die linke Hand beanspruchen, lassen viele GeigerInnen die rechte Hand schnell außer Acht. Beim Üben ist es aber ganz entscheidend, dass du versuchst die Lautstärke und die Kontaktstelle konstant zu halten.
Wenn du gezielt an der Intonation von Terzen arbeitest, spiel mit dem Bogen am besten durchgehend an einer mittigen Kontaktstelle (ca. in der Mitte zwischen Steg und Griffbrett) und gleich laut. Wenn die Doppelgriffstelle schon gut intoniert wird, kannst und sollst du die Dynamiken spielen, wie sie der Komponist im Stück verlangt.
4. Griffe und Intervalle bewusst miteinander verbinden
Es gibt eine einfache Formel, mit der du Terzen und Griffe in einem System zusammenfassen kannst. Grosse Terzen greift man auf der Geige eng, kleine Terzen weit.
Bei einem engen Terzgriff sind die zwei Finger auf der Saite näher zueinander, wie auf diesem Foto:
Bei einem weiten Griff sind sie voneinander eben weiter entfernt:
Diese zwei Griffe bewusst entweder kleinen oder grossen Terzen bewusst zuzordnen, organisiert und verbessert dein Terzenspiel enorm.
Wie dieser Ausbau durch das selbstsichere Notenlesen unterstützt werden kann, erfährst du hier.
5. In Mischgriffen üben
Für die Verbindung von mehreren Terzen helfen Mischgriffe. Z.B. bei C-E und D-F
- lässt du das C vom ersten Griff liegen und nimmst nur das F vom zweiten Griff dazu. Dadurch entsteht eine reine Quart, die „strenger“ ist als kleine oder grosse Terzen, bei denen es mehr Spielraum für die Intonation gibt.
- Wenn die reine Quart im Mischgriff stimmt, setzt du das D auf (oder jeweils die tiefere Note des zweiten Terzgriffs) und schon ist die zweite Terz komplett.
Diese Art Üben hat den Vorteil, dass du den neuen Terzgriff immer von einem älteren ableitest, der schon ausgestimmt und daher richtig war. Manchmal wird diese Verbindung statt einer reinen Quart ein Tritonus (Z-.B. C-Fis), aber das macht nichts, man kann da genau so vorgehen.
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